8 - Das Lutherjahr als Medienkampagne [ID:8914]
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Sehr verehrte Damen und Herren, bedanke mich sehr herzlich für die Einladung beim

Kollegium Alexandrinum und möchte zunächst mal mein Thema ein bisschen abwandeln. Wir haben

angekündigt, dass Luther ja als Medienkampagne, was es auch war, und es gibt auch eine Reihe von

Untersuchungen, die davon ausgehen, zu untersuchen, was eigentlich bezweckt war mit einer zehnjährigen

Luther-Dekade, was man davon erreichen kann, Reformations-Dekade, was man damit erreichen kann.

Diese Reflexionen gab es schon in der Mitte dieser Dekade. Jetzt aber ist der Punkt, wo man

langsam anfangen kann zu bilanzieren. Ich möchte heute ein bisschen mehr machen als nur sozusagen

die Kampagne beschreiben, sondern möchte schon in der Rückschau, wie das auch das Programm

dieses das Kollegium Alexandr Enum ankündigt, eine erste Bilanz ziehen über das, was an Erwartungen

vorherrschte von verschiedenen Seiten mit der Luther-Dekade und dem Lutherjahr und ob diese

Erwartungen eingetroffen sind und wie die verschiedenen Seiten, da werde ich Ihnen drei

präsentieren, dabei sind dieses Jahr zu bilanzieren. Die eine Seite wird die Evangelische Kirche

Deutschlands, also einer der Hauptveranstalter sein, die andere Seite wird die Wissenschaft sein und die

dritte Seite werden die Journalisten sein. Und wir werden von verschiedenen Seiten sozusagen

versuchen zu bilanzieren und eine erste Runde drehen. Ich nehme an, dass es noch viele, sehr

viele Doktorarbeiten über diese Frage, wie dieses Lutherjubiläum einzuschätzen ist und wie die

Reformationsdekade einzuschätzen ist, geben wird von verschiedensten Professionen her. Aber die

ersten Bilanzen, und da sind sie jetzt sozusagen Zeugen, können wir jetzt ziehen. Es hat sich durch

diese ganze Luther-Dekade oder Reformationsdekade, Sie sehen schon, ich stocke, wie man das Kind

überhaupt nennt, haben sich verschiedene Streitpunkte gerankt. Nennt man das Reformationsdekade, kann man

das, die zehn Jahre Reformations, das hinwachsen auf das Jubiläum 2017, Reformationsdekade nennen?

Soll man es Luther-Dekade nennen? Ist denn, wenn man es Luther-Dekade nennt und den 31. Oktober

den Thesenanschlag in den Mittelpunkt stellt, ist das denn nicht schon eine Fokussierung und

damit eine Einengung auf die vielen intendierten und nicht intendierten Folgen der Reformation?

Macht man nicht wieder den Fehler, dass man einen Heldenepos schreibt in Bezug auf Luther? Muss man

nicht sehr viel mehr öffnen, den Blick auf die verschiedenen konfessionellen Richtungen, die durch

die Reformation entstanden sind? Wer ist Calvin? Wer ist Zwingli? Warum immer Luther? Das ist zum

Beispiel eine ganz große Frage. Das ist die eine Frage gewesen. Die andere Frage, die die Veranstalter

über zehn Jahre immer wieder strittig beschäftigt hat, war die Frage, wie kann man ein Jubiläum,

das eine Kirchenspaltung begeht, wie kann man das mit der Kirche zusammen feiern, von der man sich

abgespalten hat? Also wie kann man eine Kirchenspaltung in einem ökumenischen Geist feiern? Auch diese

Frage werden wir, auf diese Frage werden wir einen Blick werfen. Es war von Anfang an auch die Frage,

inwieweit muss man dieses Luther-Jubiläum, Reformationsjubiläum als ein heutiges und

aktuelles Ereignis begehen und was geht dabei an historischer Richtigkeit und historischer Wahrheit

verloren? Also das waren die Streitpunkte zum Beispiel zwischen den kirchlichen Veranstaltern

und den historischen Wissenschaften auf allen Ecken und Enden. Die sogenannten Kirchenhistoriker

wie Johannes Schilling, der ein großes Buch geschrieben hat, oder Bernd Schilling, der zwei

Bücher zum Thema Reformationszeit und Luther geschrieben hat, oder Frau Roper, die australische

Wissenschaftlerin, die versucht haben sozusagen die historische Wahrheit nochmal die historischen

Richtigkeiten noch einmal abzugehen. Es ist eine große Fülle wissenschaftlicher, historischer

Aufsätze, Bücher von hohem Wert entstanden in diesen letzten zehn Jahren. Man kann sagen,

dass die historische Wissenschaft einen richtigen Schub durch dieses Luther-Jubiläum bekommen hat,

aber sich in einem Dauerstreit befunden hat mit denen, die dieses Jubiläum als Revitalisierung

von Kirchenzugehörigkeit, von Glauben, von Zugang zu theologischen Inhalten oder auch Einflüssen

auf die Gesellschaft nutzen wollten oder, wenn man böse sagen will, instrumentalisieren wollten oder

zu Missionszwecken einsetzen wollten. Also diese beiden, die historischen Wirklichkeiten und die

missionarischen Ambitionen der evangelischen Kirche standen sich von Anfang an auch ambivalent

gegenüber. Wir werden noch einmal drauf kommen. Und die Frage, wie kann man eigentlich ein Jubiläum

feiern, das in dieser starken Weise von Tourismus und Kommerz in Anspruch genommen wurde. Auch da

war von vornherein eine strittige Situation zwischen den unterschiedlichen Teilen, die sich mit diesem

Teil einer Videoserie :

Presenters

Prof. Dr. Johanna Haberer Prof. Dr. Johanna Haberer

Zugänglich über

Offener Zugang

Dauer

00:47:35 Min

Aufnahmedatum

2018-01-25

Hochgeladen am

2018-03-09 09:36:12

Sprache

de-DE

Nach einer kurzen Darstellung der wichtigsten Medienkampagnen im Rahmen der Reformationsdekade bzw. des Lutherjahrs, zieht Frau Prof. Haberer eine erste Bilanz. Sie beschäftigt sich in diesem Vortrag insbesondere mit den Erwartungen der Evangelischen Kirche in Deutschland, der Wissenschaft und der Presse und damit, inwieweit sich diese Erwartungen erfüllt haben.

Tags

Medien Wissenschaft Deutschland Kirche Reformationsdekade Lutherjahr Kampagnen Erwartungen EKD Presse Evangelische
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